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Skipioniere der Neuzeit

Skipioniere der Neuzeit des Skilaufs

 

 

MATHIAS ZDARSKY, 1856 in Iglau/Mähren geboren, zieht er sich in reiferen Jahren auf das Gut Habenreit bei Lilienfeld zurück. Durch NANSEN, vor allem aber durch schneereiche Winter, die seine Bewegungsfreiheit stark eindämmen, angeregt, läßt er sich aus Norwegen Skier kommen. Diese sind 294 cm lang, 8 cm breit, 4,75 kg schwer und vorne und hinten aufgebogen. Schon auf dem Weg von der Übernahme nach Hause merkte ZDARSKY, daß die Skier für das alpine Gelände kaum geeignet sind. Er kürzt sie daher auf ca. 1,80 cm und entfernt die Rille. Die Skier sind bereits tailliert, d.h. vorne 2 cm und hinten 1 cm breiter als in der Mitte. Mit dieser Form wird das Kurvenfahren erleichtert.

ZDARSKYS großes Verdienst liegt auch in der Entwicklung von Bindungen: Nach über 200 Versuchen meldet er im Jahr 1896 in Wien die "Lilienfelder-Bindung" zum Patent an - eine Metallsohlenplatte, die um eine Pufferfeder beweglich ist (entspricht etwa der heutigen Tourenbindung; siehe Abbildung 7). Es ist die erste seitenstabile Bindung, die ein Lenken der Skier durch den seitlichen Halt erlaubt, während die "Rohrstabbindung" der Norweger diesen seitlichen Halt vermissen läßt, sodaß man immer wieder mit dem Absatz seitlich in den Schnee tritt und dabei bremst.

Abb. 6: Einige alte Bindungskonstruktionen aus der Gründerzeit (Quelle: POLEDNIK, 284)

ZDARKSY hat inzwischen auch eine Technik ersonnen, deren markantestes Bewegungselement das Stemmen ist. Der Bogen, ein Halbkreisschwung, den er als Schlängelspur aneinandergereiht fahren kann, ist in unserem Sinne ein Schwung, allerdings mit talseitigem Anstemmen und Innenlage! Er verwendet nur einen Stock, "die Alpenlanze", den er bei der Richtungsänderung wechselt (Rotation!).Diese Technik, die sich bereits von den Norwegern unterscheidet, ist im alpinen Gelände auch von weniger Begabten anwendbar.

Sein 1896 erscheinendes Lehrbuch "Lilienfelder Skilauf-Technik" (ab der 4. Auflage "Alpine Skifahr-Technik") ist wegweisend für die damalige Zeit. Die damals vorherrschende Technik der Norweger, Telemark- und Kristianiaschwung, läßt er nur zur Übung gelten. Zdarsky-Technik ist das Stemmen. Er stemmt talseitig an, lehnt sich nach innen auf den Stock, entlastet so den bogeninneren Ski und dreht diesen bei.

ZDARSKY steht mit seiner Ablehnung der Norweger in krassem Gegensatz zu der Verherrlichung der "Lehrmeister" durch die deutschen Pioniere unter PAULCKE. Mit BILGERI steht er in einem "Bindungsstreit", weil BILGERI seine Bindung der ZDARSKYS nachbaut, nur unterschieden durch die Querfeder gegenüber der Längsfeder bei der Lilienfelder Bindung.

1905 führt ZDARSKY am Muckenkogel in Lilienfeld erstmals einen "Torlauf" durch, gefahren als Wertungslauf. ZDARSKY steht auch in der Auffassung des Zieles des Skilaufs im Gegensatz zu der sportlichen betonten Einstellung der "Norweger", weil er dem Tourenfahren den Vorzug gab.

Die Norweger verlangen immer die schmale Spur - auch auf Harsch, dagegen ist ZDARSKY für eine der Situation angepaßte Skistellung (ganz modern)! ZDARSKY ist das Genie unter den österreichischen Skipionieren, weil er, ohne heimisches Vorbild, jene Voraussetzungen im Skilauf schafft, die das alpine Gelände erst dem Skifahrer erschließen. Er ist deshalb als der "Schöpfer" des alpinen Skifahrens zu betrachten! Sein Buch "Alpine-Lilienfelder-Skifahrtechnik" prägt die Entwicklung der Skitechnik nachhaltig. ZDARSKY hat viele Menschen im Skifahren unterrichtet (man schätzt ca. 13.000 Schüler) und zwar immer im Gruppenunterricht.

ZDARSKY stirbt 1940 als 84-jähriger, fährt aber noch bis ins hohe Alter Ski, turnt täglich und gibt nie das Wasserspringen vom Dach seines Hauses auf - und dies alles mit mehr als 80 Knochenbrüchen, von einer Lawinenverschüttung im 1. Weltkrieg herrührend!
ZDARSKY gilt als Vater des alpinen Skilaufs während seine Schüler am Vorhandenen anknüpfen und für die Verbreitung der neuen Sportart sorgen. So bringt Generalmajor THEODOR VON LERCH, ein begeisterter Zdarksy-Anhänger, 1911 den Skilauf nach Japan.


Georg Bilgeri

Während des 1. Weltkrieges beginnt sich nun auch das Militär vermehrt für den Skilauf zu interessieren. Einer seiner Repräsentanten, Oberst GEORG BILGERI, geboren 1873 in Bregenz, ist der zweite der großen österreichischen Skipioniere. BILGERI hat durch seinen Beruf als Offizier viel Gelegenheit, für die Verbreitung des Skifahrens zu sorgen. Er führt den Doppelstock ein, da er mit dem auseinandernehmbaren Einstock (für Laufen und Aufsteigen bzw. für das Abfahren) bei beiden Seiten (ZDARSKY und den Norwegern) aneckt. Aus dem Zdarsky-Schwung schafft er den beim Militär notwendigen Stemmbogen, verwendet aber auch Telemark und Kristiania. Die "Lilienfeldbindung" wandelt er zur "Bilgeribindung" um. BILGERI huldigt, entsprechend seiner militärischen Herkunft, dem Drill mit Bewegungszerlegung. 1910 schreibt er das Werk "Der alpine Skilauf". Nach dem Eintritt Italiens in den 1. Weltkrieg (Mai 1915) wird erstmals in der Geschichte der hochalpine Bereich (Karawanken, Karnische Alpen) zum Kriegsschauplatz. Tausende Soldaten müssen 1916 eine Skiausbildung absolvieren, für die BILGERI seinen vereinfachten Lehrweg anwendet. Nach dem Krieg tragen die vielen mit der Verwendung des Skis nun vertrauten Soldaten zur Entwicklung des Skilaufs zum Massensport bei.

BILGERI stirbt 1934 am Patscherkofel während eines Skikurses. Seine Verdienste liegen in der Verbreitung des Skilaufes, auf der Verbindung von ZDARSKYS Auffassung mit jener der Norweger und auf dem Gebiet alpinistischen Skilaufes.


Viktor Sohm,
der Erkunder des Arlbergs

Der Bregenzer VIKTOR SOHM ist der Erkunder des Arlbergs als Skigebiet und gilt als bedeutender Skipionier. Er führt zahlreiche Ski-Erstbesteigungen im Arlberggebiet durch (Valluga, Trittkopf, Rüfikopf, ...). SOHM ist Gündungsmitglied im Skiclub Arlberg am 3. Jänner 1901. Der "SCA" ist es auch, der durch seine Mitglieder und aktive Vereinsarbeit mit Abhaltung von Skikursen und Skiveranstaltungen den Weg für eine neue Ära des Skilaufs bereitet.
Hannes Schneider, der Skipionier vom Arlberg

HANNES SCHNEIDER


Geboren 1890 in Stuben am Arlberg, ist ein Skitalent, Ausnahmekönner und einer der besten Rennläufer seiner Zeit. Durch das hohe Tempo bei seinen Wettläufen wird aus dem Bilgeri-Stemmbogen der Stemmkristiania; dieser gilt als Vorläufer unseres Stemmschwunges. SCHNEIDER fährt mit Rotation des Beckens. Besonders deutlich ist das beim Pflugbogen, aber auch beim Stemmbogen erkennbar; das Gesäß dreht deutlich über den Außenski hinaus!

Mit 17 Jahren arbeitet SCHNEIDER bereits als Skilehrer in St. Anton. 1922 aus dem Krieg heimgekehrt, gründet er die erste Skischule Österreichs in St. Anton.
Gemeinsam mit ARNOLD FRANCK arbeitet er nicht nur am Film "Der weiße Rausch", sondern gibt auch das Buch "Wunder des Schneeschuhs" (1925) heraus, in dem erstmals Reihenaufnahmen eine genaue Analyse der Bewegung erlauben.

SCHNEIDER ist ein ausgezeichneter Systematiker und Organisator. Er schafft einen sehr straffen Unterrichtsplan: Schuß, Pflug, Pflugbogen, Stemmbogen, Stemmkristiania, aber auch Gelände- und Quersprünge stehen im Programm. Talseitig anstemmen und bergseitig ausstemmen wechseln bei den in Winkelstellung gefahrenen Richtungsänderungen mit nur bergseitigem Stemmen. Parallelschwung gibt es nach SCHNEIDERS Meinung keinen, es ist immer ein leichtes, oft kaum sichtbares Stemmen dabei! Die damaligen Filmaufnahmen von "Parallelschwüngen" geben ihm recht.

Das 1928 erstmals ausgetragene Abfahrtsrennen am Arlberg (Kandaharrennen ) gilt als Geburtsstunde des alpinen Skirennlaufs (der Torlauf von 1905 kann noch nicht als Rennlauf bezeichnet werden.

SCHNEIDER trägt den österreichischen Skilauf in die Welt. Japan und USA sind die bedeutendsten Länder, in denen er Kurse abhält.
H. SCHNEIDER stirbt 1955 in den USA, wohin er in der NS-Zeit emigrieren muß.


ERNST JANNER


wird 1923 vom Österr. Bundesministerium für Unterricht zum Leiter der Skikurse für Lehrer und Hochschüler in St. Christoph am Arlberg bestellt. 1926 erscheint sein Werk "Arlbergschule/Lehrgang des Skilaufs". Sein Beitrag zur Entwicklung des Skilaufs ist die Einführung der tiefen Fahrhaltung: "Schußfahrten werden nur in der Fallinie eines Hanges durchgeführt und es hängt das sichere Fahren von der entsprechenden Vorlage, einer gleichmäßigen Gewichtsverteilung und der geschlossenen Skiführung ab. An diesen Abfahrten erkennt man den guten Arlbergfahrer und dessen Haltung deswegen, weil gerade hier die Tiefe unbedingte Notwendigkeit ist."

Aktualisierung: 06.10.2020 - 10:44 / Redaktion: Schneestation Press & Media
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